Jennifer Jones

(Phyllis Isley)


Jennifer Jones spielte Heilige wie Sünderinnen
Sie ist Nonne und Hure, kindliche Unschuld, Heilige und zugleich die laszive Verführerin, Natur und Kunstprodukt in einer Person. Als Bernadette Soubirous aus Lourdes, der die Jungfrau Maria erscheint, wird Jennifer Jones in Henry Kings Film "Das Lied der Bernadette" bekannt, zunächst in den USA, bald auch weltweit. 1943 erhält sie dafür den Oscar, und Produzent David O. Selznick, den sie in zweiter Ehe heiratet, setzt sie in all seinen Filmprojekten als Star durch - auch wenn ihr die Rolle nicht steht.

Doch meist werden die Rollen auch für sie geschrieben: das glutvolle, auch zerbrechliche Wesen zwischen Heiliger und Sünderin, Engel und Hexe. Eine ihrer besten Rollen ist das Halbblut Pearl, das in dem Westernmelodram "Duell in der Sonne" (1946) Haß und Zwietracht der beiden ungleichen Brüder (gespielt von Gregory Peck und Joseph Cotton) auf die Spitze treibt.

"Innerlich aber war sie voller Begierden, voll Grimm und Haß. Hinter ihrem klösterlichen Kleid stürmte ein weltverlangendes Herz und ihre keuschen Lippen verheimlichten alle Qualen der Sinnlichkeit." So beschreibt Gustave Flaubert die Heldin in seinem Roman "Madame Bovery", die Jennifer Jones bei Vincente Minnelli spielt.

Als Frau des einflußreichen Produzenten Selznick hat sie nicht nur Vorteile: Jennifer zollt ihm zuviel Ergebenheit, läßt sich lenken, statt ihrer Begabung zu folgen. So bleiben die Frauenrollen, in denen Jugend und Reife aufeinanderprallen, ordentliche Arbeiten, nicht mehr: die Lehrerin in "Guten Morgen, Miß Fink" (1955), die Catherine Barkley in der Hemingway-Verfilmung "In einem anderen Land" (1957), Fitzgeralds Nicole Diver in "Zärtlich ist die Nacht" (1962).

Einen ihrer großen schauspielerischen Momente hat sie als Ärztin Han Suyin, die am Ende von Henry Kings "Alle Herrlichkeit auf Erden" auf einem Hügel auf Hongkong herunterblickt. Es ist 1955, und ihr Mann alias William Holden ist soeben als Kriegsberichterstatter in Korea gefallen. Ein Lied, ein kleiner Falter, eine Erinnerung an Liebe und vieles Schöne.

Noch Mitte der 70er Jahre kann man sie in "Flammendes Inferno" (1974) auf der Leinwand sehen, bevor sie sich ins Privatleben zurückzieht.

Jennifer Jones ist das Kind von Vaudeville-Künstlern, und in ihrer frühen Kindheit ist sie ständig mit den Eltern unterwegs. Dann besucht sie das Monte Cassino Junior College in Tulsa, später geht sie an die Northwestern University in Evanstone, Illinois. Bereits als Kind tritt sie bei ihren Eltern auf. 1938 belegt sie Schauspielkurse an der Academy of Dramatic Arts. Unter ihrem wirklichen Namen Phyllis Isley findet man sie in ein paar Filmen, einer davon heißt "New Frontier", und John Wayne spielt die Hauptrolle.